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Ermenek: WWF Türkei fordert Suspendierung der Finanzierung
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Unter Beteiligung österreichischer Firmen und mit Finanzierung aus Österreich wird in der Osttürkei in einem ökologisch sensiblen Bereich ein Staudamm errichtet. WWF Türkei kritisiert unzureichende Umweltprüfung des Projektes und empfiehlt die Suspendierung des Projektes.

Wien, 05.03.2004. Der Ermenek-Staudamm ist eines von sieben Wasserkraftwerks-Projekten am Fluss Göksu im südöstlichen Teil der Türkei. Der Göksu ist einer der letzten frei fließenden Flüsse in der Türkei, er beherbergt eine beachtliche Vielfalt an Pflanzen und Zugvögeln. Ein großer Teil des Deltas steht sowohl unter nationalem Schutz als auch unter dem Schutz der Ramsar-Konvention, dem internationalen Abkommen zum Schutz der Feuchtgebiete.

Das Ermenek-Projekt wird derzeit von einem Konsortium errichtet, dem ALSTOM Power Australia, BM Muhendislik, Alpine Mayreder Bau, VA Tech Hydro, Verbundplan and Voith Siemens Hydro Power Generation angehören. Die Finanzierung (610 Millionen Euro beschlossen 2002) erfolgt durch ABN AMRO Bank, Bayerische Landesbank, Kreditanstalt für Wiederaufbau, Société Générale, Bayerische Landesbank, Bank Austria Creditanstalt und der Österreichischen Kontrollbank.

Der WWF Türkei hat das Projekt eingehend untersucht und kommt zu dem Schluss, dass bei konsequenter Anwendung von Umwelt- und Wirtschaftlichkeitskriterien eine Reihe von negativen Auswirkungen auf die Umwelt vermeidbar gewesen wäre.

· Die Masterpläne für das Kraftwerk wurden erstellt, bevor die ökologische Wertigkeit des Gebietes erkannt wurde.
· Die Umweltverträglichkeitsprüfung wurde erst 1999 durchgeführt, als die Planungen schon weit fortgeschritten waren. Ein wesentlicher Mangel der UVP lag darin, dass nicht das gesamte Flusseinzugsgebiet betrachtet wurde, weshalb der kummulative Effekt der Projekte am Göksu nicht bewertet wurde.
· Keine umfassende Bedarfs- und Optionenprüfung wurde durchgeführt.
· Die Wirtschaftlichkeitsrechnung enthielt nicht die Kosten für neue Stromleitungen, die Verluste für die Fischerei oder anderer Ressourcen.
· Die ökologischen Untersuchungen waren unzureichend für ein dermaßen großes Projekt.
· Die Behebung von Umweltschäden wurde nicht umfassend untersucht. Daher fehlen bei diesem Projekt Ausgleichsmaßnahmen, die den geschützten Arten neuen Lebensraum schaffen würden. Beispielsweise ist die Restwassermenge von 4,1 Kubikmeter pro Sekunde eindeutig zu gering.
· Das Projekt entspricht in wesentlichen Punkten nicht den Empfehlungen der World Commission on Dams (WCD).

Der WWF Türkei empfiehlt, dass die Finanzierung solange suspendiert werden soll, bis die wesentlichen Kritikpunkte behoben sind.
Ermenek Dam & Hydropower Project: Research and Evaluation Report , WWF –Turkey (pdf/349KB)

Weitere Info: WWF - Mag. Herbert Schaupp herbert.schaupp@wwf.at; Mag. Didar Can dcan@gmx.at

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