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Brasilien: "Eukalyptus kann man nicht essen“
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Rekordaufträge im Jahr 2003 bejubelt man beim österreichischen Papieranlagenhersteller Andritz im jüngsten Bericht. Erreicht wurde das u.a. durch einen Großauftrag von 180 Mio. € für den Mitbau des höchst umstrittenen Zellstoffwerks in Veracel in Bahia/Brasilien. Die Eukalyptuspapierfabrik wird Sozial- und Umweltprobleme der Region verschärfen, warnen lokale NGOs. Im April hatte die Landlosen-Bewegung MST („Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra“) kurzfristig sogar Teile der Veracel-Plantagen mit 3000 Menschen besetzt gehalten. Sie rodeten 25 Hektar Eukalyptus und pflanzten Bohnen, Maniok und Mais an.

Wien, 15.04.2004. Das Joint Venture von Aracruz-Zellulose und Stora Enso wird die größte Eukalyptus-Papierfabrik der Welt darstellen. Aracruz ist bereits der weltgrößte Produzent von gebleichtem Eukalyptus-Zellstoff und ist unter anderem für das Verursachen von Landkonflikten weithin bekannt. Zeugen beschuldigten Aracruz der übermäßigen Pestizidverwendung und beschrieben, wie Eukalyptusplantagen die kleinräumige Landwirtschaft zerstörten, Arbeiterrechte bedroht und Indianervölker vertrieben haben.

Die projektierte Veracel-Fabrik würde die bereits vorhandenen Sozial- und Umweltprobleme in der Region auf die Spitze treiben. Das vorgeschlagene Projekt hätte viele negative Effekte auf die regionale und lokale Wirtschaft. Großräumige Monokulturplantagen haben auch immer ernste Umweltkonsequenzen. Dazu werden neue Landkonflikte und Landkonzentration auftreten, weiters ein weiterer Verlust des schwer bedrohten Atlantik-Waldes, eine nicht-nachhaltige Entwicklung und eine allgemeine Umweltverschmutzung in der Region.

„Auf der einen Seite fördern so große Investitionen wie in die geplante Zellstoffmühle eine Monokultur, die nur den Export in die reichen Staaten zum Ziel hat, aber gleichzeitig nur wenige Jobs bringt, Großgrundbesitz rechtfertigt, eine Agrarreform verhindert, die Landflucht erhöht und Tausende von Familien landlos und ohne Existenz macht. Andererseits“, so das Netzwerk „Alert against the Green Desert Movement“ in Brasilien, „hat die Regierung ein Hungerbeseitigungsprogramm zur Förderung der Nahrungsmittelproduktion gestartet, während die fruchtbarsten Ländereien weiterhin von Baumplantagen besetzt sind.“ Wenn die brasilianische Regierung ihr eigenes Anti-Hunger-Programm ernst meine, dürfe sie einer Ausweitung der schnell wachsenden Baummonokulturen nicht länger zustimmen.

Andritz wird damit seinen selbst gesetzten Umweltstandards kaum gerecht - und eine etwaige Förderung derartiger Projekte aus Exportförderungskrediten wäre wohl schwer zu rechtfertigen…
Die Europäische Investmentbank (EIB) gewährte im Dezember 2003 einen 80 Mio. USD Kredit für das Projekt – trotz der kritischen Rückmeldungen und Protestschreiben von NGOs.
Die EIB führt Umweltverträglichkeitsprüfungen an und verweist auf Konsultationen mit NGOs.
Weitere Info: Martin Frimmel - martin@amazonlink.org

sowie unter: http://www.urgewald.de/indexa.htm http://www.urgewald.de/kampagnen/papier_und_wald/index.htm

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