Wien, 5. Dezember 2001 - Die Oesterreichische Kontrollbank
garantiert für Sozial- und Umweltschäden
Österreichische Unternehmen sind im Ausland für
ökologisch und sozial katastrophale Projekte verantwortlich und werden
dabei mit Steuergeld unterstützt. Das zeigt die Studie „Hinter
verschlossenen Türen“ über die österreichische Exportförderung,
die heute von WWF, Greenpeace und der Entschuldungskampagne „Erlassjahr
2000“ präsentiert wurde. Beispiele sind der geplante Ilisu-Staudamm
in der Türkei, Papierfabriken wie Indah Kiat in Indonesien oder der
San-Roque-Damm auf den Philippinen. Das Risiko übernimmt die Oesterreichische
Kontrollbank, OeKB.
„Es geht nicht an, dass österreichisches Steuergeld
Projekte deckt, die jeglichen Umweltstandards und der österreichischen
Außen- und Entwicklungspolitik widersprechen“, stellen die
Organisationen fest. „Wir fordern von Finanzminister Grasser und
Kontrollbankdirektor Scholten eine grundlegende Reform!“ Die Vergabeentscheidungen
für die Katastrophenprojekte aus österreichischer Hand fällt
ein Beirat unter dem Vorsitz des Finanzministeriums. „Wir erwarten
klare Umwelt- und Sozialstandards, Transparenz und die Aufnahme von Umwelt-,
Entwicklungshilfe- und Menschenrechtsorganisationen in den Beirat“,
erklärt Bernhard Drumel, Greenpeace-Geschäftsführer, im
Namen der Organisationen.
Staudämme in der Türkei
Es kommen 30% der türkischen Wasserkraft aus österreichischer
Hand. Darunter sind Projekte wie der geplante Ilisu-Damm am Tigris, für
dessen Bau bis zu 80.000 Menschen umgesiedelt werden müssten. Mit
den Nachbarländern Syrien und Irak droht ein Wasserkrieg. Trotzdem
hält die VA Tech an der Bauleitung fest. Ohne Garantien der Kontrollbank
kann das Projekt nicht verwirklicht werden. „Das Projekt Ilisu wurde
vor 17 Jahren von der Weltbank abgelehnt. Dass es jetzt mit österreichischer
Hilfe gebaut werden soll, ist beschämend“, kritisiert Corinna
Milborn vom WWF.
Papierfabriken in Indonesien
Indonesien ist der weltweit größte Papier- und Zellstoffhersteller.
Mit Exportkredite wurden immer neue Fabriken gebaut. Die Folgen: Überkapazität,
Kahlschlag, finanzieller Bankrott. Ein Beispiel ist die Papierfabrik „In-dah
Kiat“. Creditanstalt-Bankverein und Erste Bank haben der Muttergesellschaft
APP 1996 mit Export-Finanzierungen – mit OeKB-Garantien über
21 Mio. US-Dollar – unter die Arme gegriffen. Schwer betroffen ist
die Bevölkerung: Abwässer und Chlorgas verursachen Hauterkrankungen,
die Menschen sind gezwungen, das verseuchte Flusswasser zu benutzen.
Schuldenfalle Exportkredite
Die Auswirkungen auf die Schuldenproblematik zeigt das Beispiel Kamerun:
Dort errichtete die VOEST 1980 eine Zellstofffabrik, die nie einwandfrei
arbeitete und 1982 nach einer Explosion geschlossen wurde. Der letzte
Bericht der Kontrollbank weist Schulden von 5,5 Mrd Schilling aus: Österreich
ist einer der Hauptgläubiger Kameruns. „Es geht nicht an, dass
Österreich für derartige Projektfinanzierungen garantiert, die
jeder vernünftigen Entwicklungspolitik widersprechen und den Schuldenberg
weiter erhöhen", kritisiert Mag. Martina Neuwirth von „Erlassjahr
2000“ leitet.
Länder wie Schweden, Großbritannien, Italien,
USA und Finnland haben begonnen, sich mit ihrer Verantwortung auseinander
zu setzen. Die österreichischen Steuerzahler werden allerdings weiterhin
im Ungewissen gehalten, für welche der österreichischen Geschäftsbeziehungen
es noch OeKB-Garantien gibt.

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